Parodontose beim Hund

Warum regelmäßige Gebisskontrollen wichtig sind

Auch beim Hund ist ein gesundes Gebiss wichtig für die Lebensqualität. Vielen Besitzern scheint aber nicht bekannt zu sein, dass sich unter einem harmlos aussehenden Zahnstein bereits nach wenigen Monaten zerstörerische Vorgänge abspielen, die zum Verlust des Zahnes führen können. Daher gehört ein Checkup der Zähne zu jeder Allgemeinuntersuchung dazu, wenigstens bei der jährlichen Impfung sollten die Zähne untersucht werden.

Regelmäßige Zahnsteinentfernung beugt vor

Das erste Foto dieses Hundes lässt nicht erahnen, dass sich unter dem Zahnstein schwerwiegende Veränderungen im Kieferknochen gebildet haben. Erst wenn der Zahnstein entfernt ist, wird dies auch für den Laien offensichtlich.

Die gelbe Linie zeigt an, wie der Zahnfleischsaum im Normalfall verläuft, hier hat er sich schon stark zurückgezogen. Grün umrundet ist die Schwellung des Zahnfleisches oberhalb der entzündeten Zahnwurzel markiert.

Leider sammeln sich im Lauf der Monate zunehmend weiche Beläge am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch. In diesen Belägen leben Mikroorganismen, welche in den Zahntaschen den Zahnhalteapparat nach und nach angreifen und zerstören.

Ist die Parodontitis zu weit fortgeschritten, ist eine Wiedererlangung des ursprünglichen Zustandes oft nicht mehr möglich.

Für viele Besitzer kommt dies überraschen, Sie fragen „warum konnte das passieren?„. Nun, die Antwort ist einfach: würden wir selbst uns über Monate die Zähne nicht putzen, sähe unser Gebiss ähnlich aus.

Parodontose

Parodontose entfernt

Wenig bekannt zu sein scheint ebenso, dass die Bakterien, die sich in den weichen Zahnbelägen sammeln, in die Blutbahn übertreten können. Über das Blutsystem werden sie in andere Organe geschwemmt und verursachen so in Herz, Leber und Niere bleibende Schäden. So ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung bei einer hochgradigen Parodontitis 6-fach erhöht! Gerade daher ist es auch bei älteren Hunden unbedingt nötig, auf eine regelmäßige Zahnsteinentfernung zu achten.

Der Beginn einer Parodontitis verläuft beim Hund schleichend. Zuerst zieht sich der Zahnfleischsaum leicht zurück, es bildet sich eine Tasche. In dieser Tasche sammeln sich schnell weitere weiche Beläge, die zu einem unangenehmen Geruch führen. Die Beläge verfestigen sich, Zahnstein entsteht.

Röntgenbilder decken auf

Ist der Zahnstein entfernt (gleicher Hund) offenbart sich das wahre Ausmaß der Veränderung. Die hintere Zahnbereich ist bei diesem Hund schon stark angegriffen, das Zahnfleisch hat sich hier schon beträchtlich zurückgezogen. In der gelb markierten Zone liegt ein teil des Zahnhalses bereits frei.

Zahnhals

Der Zahnhalteapparat wird immer weiter angegriffen, der Halt des Zahnes schwindet, einzelne Wurzeln entzünden sich. Man spricht von einer Osteolyse, die sich im Röntgenbild nachweisen lässt. Ein Spalt zwischen Wurzel und Kieferknochen wird sichtbar. Die Wurzel ist freigelegt, das Zahnfleisch weicht immer weiter zurück.

Osteolyse

Um den Sachverhalt besser beurteilen zu können haben wir einen Teilbereich des ersten Röntgenbildes vergrössert. Auf der Vergrösserung kann man gut erkennen, dass die hintere (rechte) Wurzel dieses dreiwurzeligen Backenzahnes komplett „frei“ liegt (grüne Pfeile), hier ist der Kontakt zum Kieferknochen verloren gegangen. Am Zahn davor (links) sieht man den Unterschied, die roten Pfeile zeigen, wie es am gesunden Zahn aussehen sollte, hier ist kein „schwarzer Spalt“ vorhanden. 

Die Gesundheit des Hundes steht im Vordergrund

Schreitet das Krankheitsbild fort, kann es zu Komplikationen kommen. Der auf den Fotos zu sehende Patient wurde vorgestellt, weil dem Besitzer einer verdickte Backe aufgefallen war. Diese entstand innerhalb weniger Tage als Folge der Entzündung der hinteren Zahnwurzel dieses dreiwurzeligen Backenzahnes.

Oft kann ein solcher Zahn leider nicht erhalten werden. Ziel der Parodontalbehandlung ist es, Kiefer und Zahnfleisch von Entzündung zu befreien. Die allgemeine Gesundheit des Hundes (Herz, Leber, Niere!) steht im Vordergrund. Rein ästhetische Fragen sind also unterzuordnen.

Zahnwurzel entfernt

Die einzelnen bei diesem Hund entfernten Wurzeln zeigen den Unterschied nochmals deutlich. Die beiden unteren Wurzeln (im Röntgenbild vorderen, linken Wurzeln) sind normal. Bei der oberen Wurzel (hinteren, rechten) Zahnwurzel hingegen fallen schwärzliche „Beläge“ ins Auge, diese Wurzel hatte so keinen Halt mehr im Kiefer. Der Zahn musste gezogen werden. Die Schwellung der Backe wird in wenigen Tagen verschwunden sein.

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