Hüftdysplasie (HD) beim Hund

Frühdiagnostik - der Zeitpunkt der Diagnose entscheidet

Wenn es um das Thema HD beim Hund geht ist es entscheidend, zu welchem Zeitpunkt die Hüftdysplasie festgestellt wird. Während Zuchtverbände ihre Mitglieder oft anweisen, ihre Hunde erst mit 18 Monaten auf das Vorliegen von HD mittels eines Hüftröntgens untersuchen zu lassen, gibt es natürlich auch Möglichkeiten, diese Erkrankung schon viel früher festzustellen.

Frühdiagnostik Der Hüftdysplasie

© Dr. Horch

Untersuchungsmethoden

Zur Verfügung stehen dabei das PennHIP-Röntgen auf der einen Seite, und manuelle Untersuchungsmethoden auf der anderen Seite.

Da vielen Hundebesitzern nicht bekannt zu sein scheint, dass sie ihren Hund schon sehr früh auf HD untersuchen lassen können, möchten wir hiermit über die manuelle Frühdiagnostik informieren.

In unsere Praxis wenden wir zwei verschiedene Methoden an, um das Hüftgelenk auf Instabilität zu untersuchen, da diese Instabilität als sicheres Zeichen für das Arthroserisiko angesehen wird.

Beim Ortolani-Test kann bereits ab der 7 bis 8 Lebenswoche eine mangelhafte Stabilität des Hüftgelenkes gefühlt werden. Da hierzu die Oberschenkelmuskulatur entspannt sein muss, ist eine Narkose erforderlich. Da dies viele Patientenbesitzer aber zu diesem Zeitpunkt abschreckt, wird der Test oft erst später, leider aber meist gar nicht durchgeführt. In unserer Praxis untersuchen wir jeden Hund mit Verdacht auf HD routinemäßig bei entsprechender Gelegenheit (Hund muss aus anderen Gründen in Narkose gelegt werden) mit dem Ortolani-Test. Die Schnappgeräusche (s. auch unten) sind dabei am besten im Alter von 4 bis 8 Monaten zu hören.

Ortolani-Test

Wir führen den Ortolani-Test in Seiten- und in Rückenlage durch

In Seitenlage liegt das zu untersuchende Bein oben. Eine Hand des Tierarztes liegt oberhalb des Hüftgelenkes auf der Hüfte, die andere Hand hält das Knie umfasst. Dann wird der Oberschenkel so weit angehoben, dass er parallel zur Oberfläche der Tischplatte ausgerichtet ist. Nun wird der Oberschenkel in Richtung Hüftgelenk gedrückt. Im Normalfall muss der Hüftkopf dabei unveränderlich fest in der Hüftpfanne sitzen bleiben. Besteht jedoch eine abnorme Lockerheit, so lässt sich der Hüftkopf je nach Ausprägung der Lockerheit über den Rand der Hüftpfanne hinweg verschieben. Diese Zustände nennt man Subluxation bzw. Luxation.

Hebelt man nun vorsichtig den Oberschenkel nach oben von der Tischplatte weg, gleitet der Hüftkopf mit einem fühlbaren Schnappen wieder in die Pfanne zurück. Dabei ist oft ein Klickgeräusch zu hören. Das Schnappen bzw. Klicken wird als „positives Ortolani-Zeichen“ bezeichnet.

© Dr. Horch

Der Ortolani-Test lässt sich auch durchführen, wenn der Hund auf dem Rücken liegt. Dabei werden dann beide Kniegelenke gleichzeitig gehalten, und beide Oberschenkel parallel zueinander Richtung Raumdecke gehalten. Auch hier wird dann der Oberschenkle mit leichtem Druck in Richtung der Hüfte geschoben. Je nach Ausmaß lässt sich der Hüftkopf dann subluxieren oder luxieren. Wird der Oberschenkel seitlich nach aussen abgewinkelt, schnappt bzw. klickt der Hüftkopf wieder in seine urspüngliche Position zurück.

Bardens-Test

Neben dem Ortolani-Test kommt in unserer Praxis auch der Bardens-Test zum Einsatz. Auch dieser Test kann schon mit 8 Wochen Lebensalter durchgeführt werden.

Beim Bardens-Test hält eine Hand den Oberschenkel umfasst, während drei Finger der anderen Hand auf dem Hüftkopf liegen. Wird nun der Oberschenkel parallel zur Tischplatte des Untersuchungstisches nach oben angehoben, darf im Normalfall keine Beweglichkeit des Hüftkopfes vorhanden sein. Läßt sich hingegen der Hüftkopf nach oben aus der Hüftpfanne herausbewegen, ist dies als ein eindeutiges Anzeichen für eine mögliche HD zu bewerten.
Dabei ist eine geringgradige Lockerheit von 1 bis 2 Millimetern beim Welpen noch als normal anzusehen.

 Jede darüber hinausgehende Verschieblichkeit ist jedoch als abnormal anzusehen. Es gilt, dass sich eine HD umso stärker entwickeln wird, je größer die Verschieblichkeit des Hüftkopfes möglich ist.

Da dieses Phänomen für den Besitzer nicht ganz einfach nachzuvollziehen ist, lassen wir unsere Kunden dies regelmäßig selbst fühlen. Dabei legen wir die Finger des Besitzers an die entsprechende Stelle des Hüftkopfes und führen dann den Test durch. Es ist immer wieder beeindruckend zu erleben, wie überrascht viele Hundebesitzer sind, wenn sie selbst fühlen, dass sich der Hüftkopf ihres Hundes um 5 oder auch mehr als 6 Milimeter aus der Hüftpfanne verschieben lässt.

© Dr. Horch

Die Zuverlässigkeit beider Tests wird als hoch angesehen. Nur wenn keinerlei Lockerheit (jenseits von 1 bis 2 Millimetern) im Gelenk vorliegt kann der untersuchte Hund als normal eingestuft werden. Wird hingegen eine übermässige Lockerheit festgestellt, lassen sich schon frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen.

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